Wolfgang Nickel: Ein historischer Glockenguss

02.03.2016
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Wolfgang Nickel, der Glockensachverständige des Bistums Limburg, hält einen Vortrag zum Thema „Ein historischer Glockenguss“. Denn der Glockenguss ist der Höhepunkt der Glockenherstellung. Die Glocke gehört zu den ältesten Musikinstrumenten der Menschheit. Täglich begleitet uns der Klang des Stundenschlags von Kirchenglocken und Rathausglocken.

 

Die meisten Glocken werden, wie es seit dem 12. Jahrhundert üblich ist, aus Glockenbronze gegossen. Als erstes wird dazu der sogenannte Kern aus Ziegeln gemauert. Er dient als Stütze für die weitere Konstruktion. Auf dem Ziegelkern wird mit immer feineren Lehmschichten die Innenform der Glocke aufgebaut und mittels einer drehbaren Schablone geglättet. Wenn der Lehm getrocknet ist, wird er mit einem Trennmittel getränkt, z. B. Fett. Bevor eine neue Schicht aufgetragen werden kann, muss erst die vorherige Schicht vollkommen durchgetrocknet sein. Dazu wird der Ziegelkern von innen her beheizt.

 

Nun wird auf diese Innenform wiederum mit mehreren Lehmschichten die sogenannte „falsche Glocke“ aufgebracht. Sie ist ein genaues Gegenstück der späteren Glocke. Die Außenform der „falschen Glocke“ wird ebenfalls mit einer drehbaren Schablone abgezogen und zum Schluss mit einem Trennmittel eingestrichen. Eventuelle Verzierungen oder Inschriften werden auf die falsche Glocke außen mit Wachs aufgebracht.

 

Schließlich wird auf die „falsche Glocke“ aus weiteren vielen Lehmschichten der sogenannte "Mantel" aufgetragen. Man beginnt dabei mit besonders feinem Zierlehm, damit sich die Wachsverzierungen besonders genau in den Mantel einprägen.

 

Wenn der Mantel fertig geformt ist, wird die Form ausgebrannt. Ungefähr acht Stunden lang herrscht in der Form eine Temperatur zwischen 600 und 800 Grad Celsius. Das Wachs schmilzt, wenn die Form erhitzt wird, hat sich aber vorher als Negativ in den Glockenmantel abgedrückt.

 

Nach ca. vier Wochen Abkühlzeit wird die Glockenform ausgegraben. Der Mantel wird abgeschlagen, die Bronzeglocke vom Kern gehoben. Nach dem Säubern und Polieren der Oberflächen wird der erste Glockenschlag vollzogen. Jetzt stellt sich heraus, ob die Glocke gelungen ist und tatsächlich den gewünschten Ton anschlägt.

 

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